Gesundheitskompetenz
Gesundheitskompetenz
meint die Fähigkeit, das Wissen sowie die Motivation Gesundheitsinformationen
zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden um Entscheidungen über
Krankenbehandlung, Prävention und Gesundheitsförderung zu treffen. Eine ausgeprägte
Gesundheitskompetenz dient dazu, gesundheitskompetente Entscheidungen zu
treffen und befähigt zu werden, selbstbestimmt auf die eigene Gesundheit
Einfluss nehmen zu können. Sie ist notwendig, um die zahlreichen Anforderungen
der Gesundheitserhaltung bewältigen zu können. Dabei ist zu bedenken, dass die
Komplexität des Gesundheitssystems sowie die Zahl chronischer Erkrankungen
zunehmen und damit auch die Bedeutung von Gesundheitsförderung und Prävention,
was mit steigenden Anforderungen an den Einzelnen verbunden ist.
Die
Stärkung der Gesundheitskompetenz ist ein langfristiger Ansatz, der nicht
isoliert betrachtet werden sollte, sondern gemeinsam – in unterschiedlichen
Sektoren, Lebenswelten und auf allen Ebenen – angegangen werden muss, ganz im
Sinne von Health in All Policies. Das bedeutet, dass Strukturen
gesundheitskompetent gestalten werden müssen, damit Verhaltensänderungen für jeden
Einzelnen leichter umsetzbar sind. Dafür braucht es gemeinsame Anstrengungen
von allen relevanten Akteurinnen und Akteuren in und außerhalb des
Gesundheitswesens. Denn Gesundheit hat auch eine soziale Dimension. Sozial
benachteiligte Menschen weisen oft eine niedrigere Gesundheitskompetenz auf und
haben oftmals auch einen schlechteren Zugang zu präventiven Angeboten. Niedrigschwellige Bewegungsangebote bieten beispielsweise eine große Chance, um vulnerable Gruppen zu erreichen.
Chancen der Digitalisierung nutzen
Digitalisierung sollte bei der Förderung von Gesundheitskompetenz intensiv genutzt werden. Mit audiovisuellen Medien (Ton- und Bildaufnahmen) kann die Vermittlung von Gesundheitsinformationen deutlich verbessert werden. Durch die Nutzung digitaler Anwendungen kann der Zugang zum Gesundheitssystem erleichtert werden, gleichzeitig stellen sie auch eine Alltagshilfe dar. Herausforderungen durch die Digitalisierung sind höhere Anforderungen an die Gesundheits- und Medienkompetenz der Bevölkerung. Das Risiko einer digitalen Kluft durch divergierende Kompetenzen und Zugänge bei der Mediennutzung müssen bei der Förderung der Gesundheitskompetenz besonders beachtet werden.
Quellen:
Pelikan, J. & Ganahl, K. (2017): Die europäische Gesundheitskompetenzstudie. Konzept, Instrument und ausgewählte Ergebnisse. In D. Schaeffer & J. M. Pelikan (Hrsg.), Health Literacy: Forschungsstand und Perspektiven (S. 93 - 125). Bern: Hogrefe
Schaeffer, D., Hurrelmann, K., Bauer, U. und Kolpatzik, K. (Hrsg.): Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz. Die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken (S. 56). Berlin: KomPart 2018.
Bewegungsförderung
Der Einfluss von körperlicher Aktivität auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von Menschen in jedem Alter ist wissenschaftlich belegt. Bewegung ist für das gesunde Aufwachsen von zentraler Bedeutung, insbesondere im Bereich der motorischen, der kognitiven und der psychosozialen Entwicklung. Darüber hinaus gilt Bewegungsmangel als ein zentraler Risikofaktor für die Entstehung vieler nicht übertragbarer Krankheiten. Selbst im Alter hat Bewegung positive Effekte auf die Gesundheit.
Bewegung umfasst alle körperlichen Aktivitäten, die einen gesundheitsförderlichen Effekt haben. Dies schließt sportliche Aktivitäten, sofern sie der Gesundheit nutzen und gesundheitliche Gefährdungen vermeiden, ebenso ein wie Alltagsaktivitäten, z. B. Fahrradfahren und Zufußgehen als bewegungsaktiver Transport.
Die "Nationale[n] Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung" liefern einen umfassenden Überblick.
Physical Literacy – Bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz
Eine höhere Gesundheitskompetenz geht häufiger mit einem verbesserten gesundheitsförderlichen Verhalten einher. Für einzelne Bereiche, wie hier im Bereich der Bewegung gibt es spezifische Konzepte wie beispielsweise "Physical Literacy" oder "Bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz".
Physical Literacy: Grundlage ist das Verständnis, eine Kompetenz zu vermitteln, die darauf abzielt, Bewegung das ganze Leben zu fördern. Dies stellt insbesondere im Kindes- und Jugendalter eine Bildungsaufgabe dar. Als zentrale Elemente werden gesehen:
- Motorischen Basiskompetenzen (funktionelle körperliche Ebene),
- Wissen bzw. Verständnis eines aktiven Lebensstils (kognitive Ebene),
- Motivation und Selbstbewusstsein (affektive Ebene).
Bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz: Umgebungsfaktoren und soziale Teilhabe werden neben den nachfolgenden drei Teilkompetenzen berücksichtigt:
- Bewegungskompetenz,
- Steuerungskompetenz (Ausrichtung auf Wohlbefinden und Gesundheit) und
- Selbstregulationskompetenz (Motivation, Volition)
Quelle: Jordan, S., Buchmann, M., Loss, J. et al. Gesundheitskompetenz und Gesundheitsverhalten – Einblicke in ein sich ausdifferenzierendes Forschungs- und Handlungsfeld für Public Health. Bundesgesundheitsbl 68, 255–263 (2025). https://doi.org/10.1007/s00103-025-04016-6